Betrachtet man die Berichterstattung über gesunde Ernährung, wird keinem Thema medial soviel Aufmerksamkeit geschenkt, wie der Qualität der Lebensmittel. Mit dem vermeintlichen Bio-Schmäh ködern Handelsketten ihre Kunden. Werden Konsumenten mit gesunden biologischen Lebensmitteln gelockt, oder kann man sich auf "bio" verlassen. Clemens Arvay analysierte die Tricks der Lebensmittelkonzerne in seinem Buch "Der große Bio-Schmäh".
Frei umherlaufende Hühner, glückliche Schweine. Die Werbeindustrie lockt mit schönen Bildern, die ländliche Idylle zeigt. Arvay, ein Agrarbiologe kritisiert massiv die Stilmittel der Werbebranche und unterstellt den Werbetreibenden Kundenfängerei.
Die durch Arvays Buch ausgelöste Diskussion ist notwendig, weil sie von der Branche und Bio-Szene (wo Themen wie Bio-Bauersterben, Konzerndruck, etc. die längste Zeit diskutiert werden) auf breitere Konsumentenschichten übergreift. Kann man einem Unternehmen vorwerfen, dass es sich den Klischees der Nachkriegs-Bauernidylle bedient, um seine Produkte zu verkaufen?
Ja, natürlich werden auch Bio-Kühe nicht mit der Hand gemolken, werden Bio-Spargel nicht händisch aus der Erde gebuddelt, werden auch Bio-Schweine nicht durch Streicheln zu Schinken verarbeitet, und sprechen auch Bio-Ferkel nicht in echt zu uns Menschen oder pilgern gar mit ihrem Bauern gen Sizilien um zu erkunden, wo Bio-Zitrusfrüchte wachsen.
Was bleibt ist ein Nachgeschmack, der so manchen den Appetit verdirbt. Der Begriff, was nun "bio" ist, oder nicht, ist Definitionssache. Letztendlich muss jeder für sich selbst beantworten, was und wo er kauft. Faktum ist jedenfalls auch, dass eine tendenziell immer urbanere Gesellschaft lässt sich nicht vollständig „ab Hof” und ausschließlich regional mit Bio-Produkten versorgen kann. Strengere Kontrollen und eine klarere Definition, was nun "bio" wäre daher wünschenswert.
Insgesamt ist das Buch sehr gut gelungen und gibt einen sehr guten Überblick über die Strategien der Lebensmittelhändler.
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